Bericht aus dem Fachgebiet Sport für Ältere

Der Seniorensport in Deutschland müsste eigentlich, allein schon wegen der demografischen Entwicklung, boomen. Doch nur ca. 15 % der über 60-jährigen treiben regelmäßig Sport.

Um das Fachgebiet „Sport für Ältere“ innerhalb des Verbandes zu beleben, wurde 2020 die Fachbetreuung etwas vom Gesundheits- und Präventionssport gelöst, obwohl natürlich noch immer ein großer gemeinsamer Nenner besteht, indem es eine eigene Fachgebietsleitung bekam. Der Verband sah und sieht die Notwendigkeit, diesen Bereich zu stärken, denn Angebote für ältere Menschen sind der am stärksten wachsende Bereich innerhalb des Sports. Die Gesellschaft wird älter, also gibt es eben auch mehr Sport für ältere Menschen. 4,2 Millionen Mitglieder in deutschen Sportvereinen sind inzwischen über 60, während es vor 25 Jahren noch 1,9 Millionen waren.

Ein weiterer Schritt war dann die Änderung des Namens des Fachgebiets von S-Klasse zurück zu „Sport für Ältere“ bzw. zu Seniorensport. Der indirekte Bezug zu einer höherklassigen Automarke war nicht mehr zeitgemäß.

Außerdem wurde das Lehrgangsangebot deutlich erweitert – neben den vielen Angeboten in den Gauen und bei den Aktionstagen hat das Fachgebiet „Sport für Ältere“ die zentralen Angebote nahezu verdoppelt. Seniorensport klingt sehr einfach, meint aber doch ganz viel Unterschiedliches. Daher gibt es neben den Ausbildungen (Kursleiter und ÜL-B-„Sport für Ältere“) Lehrgangsangebote für fitte und vitale Ü60iger bis hin zu Bewegungsangeboten für Hochbetagte oder auch Sport t(r)otz Demenz.

Die Corona-Pandemie brachte natürlich genau in dieser Altersgruppe einen enormen Einbruch bzw. Stopp bei allen Präsenzangeboten- waren ja die Senioren die am meisten betroffene vulnerable Gruppe, zumindest am Anfang der Pandemie. Aber keine Krise, die nicht auch eine große Chance birgt: Aufgrund der fehlenden Möglichkeiten zu Präsenzlehrgängen konnten viele Senioren-ÜL dazu gebracht werden, online an Fortbildungsangeboten teilzunehmen. Ein Schritt in die Digitalisierung, auch in dieser Altersgruppe ist ein riesiger Erfolg und die hohen Teilnehmerzahlen an den Online-Fortbildungen spiegeln das wider. Das Angebot an Online-Lehrgängen ist auch weiterhin sehr beliebt und ermöglicht manchen Teilnehmenden trotz eingeschränkter Mobilität die Teilnahme an zentralen Fortbildungsveranstaltungen.

Deshalb wurde der Seniorensportkongress in Schweinfurt im Herbst 2022 auch erstmalig hybrid durchgeführt und war mit über 120 Teilnehmern ein voller Erfolg. Am Samstag gab es 20 Workshops in Präsenz bei der TG Schweinfurt. Aber auch am Sonntag verfolgten über 80 Teilnehmer die Online-Seminare mit großem Interesse.

Das deutlich gestiegene Fortbildungsangebot, die Ausbildungen und auch der Seniorensport-Kongress sollen auch dem Fortbildungsbedarf im Land gerecht werden, denn seit dem Jahreswechsel 2022 sind alle Übungsleiter-B- Breitensport, Profil Erwachsene/Ältere, Schwerpunkt Ältere des BLSV an den BTV gegeben worden. Somit konnte der BTV über 800 neue BTV-Lizenznehmer in diesem Bereich begrüßen.

Die Entwicklung des Qualitätssiegels „Seniorenfreundlicher Verein“ nimmt seit der Pandemie ebenfalls deutlich Fahrt auf. Nicht nur, dass nahezu alle bestehenden Siegelvereine ihren Qualitätsanspruch erfolgreich verlängern. Inzwischen kommen fast monatlich 2-3 neue Vereine dazu und der BTV kann vielleicht bis zum Jahresende 2023 den 100. „Seniorenfreundlichen Verein“ begrüßen.

Das Fachgebiet „Sport für Ältere“ beteiligte sich auch beim Landesturnfest in Regensburg im Rahmen der GYMWELT-Area mit spannenden Angeboten und brachte den Turnfestteilnehmenden und der oberpfälzischen Bevölkerung die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Spaß im Alter näher: 600 erfolgreich abgelegte Rollator-Führerscheine und über 300 Teilnehmende beim Alltagsfitness-Test bezeugen, dass älterwerdende Menschen sehr interessiert daran sind, ihr Alltagsleben fit und gesund meistern zu können. Die Sportangebote in unseren Turnvereinen können hier einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. 

Es gilt für die Zukunft sowohl niederschwellige Angebote in den Vereinen zu schaffen, die Zusammenarbeit mit den Kommunen zu stärken, als auch mit einer vielfältigen Übungsleiteraus- und Weiterbildung die Qualität zu sichern.

 

Andrea Remuta
München, 14.11.2023